Heiße Ohren

von Detlef Färber

Detlef Färber - Foto © Silvio Kison
Heiße Ohren
 
Wir gehen heute nicht zum Hundesport“, sagt Nachbarhunds Frauchen. Die Begründung: Bei Hitze hört der Beagle nicht. Da sind sie wieder, die Hundstage, die so heißen, obwohl sie brütend heiß statt hundekalt sind. Besagter Beagle-Hund liegt da aber längst schon lang und döst. Und kriegt es gar nicht mit, wovon er für heute erlöst ist. Denn wie gesagt: Er hört nicht an solchen Tagen. 

     Nun muß man der Wahrheit zuliebe sagen, daß besonders dieser eine Vertreter der freundlichen Rasse mit dem herzzerreißenden Hundeblick schon bei kühlen Temperaturen mit dem Hören erhebliche Schwierigkeiten hat. Wenn es sich vermeiden läßt, unterläßt er das Hören sogar ganz und gar. Dabei ist er glänzend ausgebildet: Sitz!, Platz!, Fuß!, Gib Pfötchen! und An-der-Leine-Laufen, ja, sogar Männchen-Machen an der Hand oder eine Runde tanzen - alles das ist an guten Tagen kein Problem für den Beagle-Primus, der sich in etlichen Kursen zu einer Art Diplomhund hochgebüffelt hat und draußen auf der Gasse deshalb schon als überqualifiziert gilt. Nur fürs Hören gibt es keine Lehrgänge. Und schon gar nicht im Sommer. 

     Doch halt: War da nicht mal was, mit Hitze und Gehör? Ein uralter natürlicher Zusammenhang vielleicht? In bösen alten Zeiten ist Kindern bei wiederholtem Ungehorsam ein Satz heißer Ohren angedroht worden - als Körperstrafe. Und als Mittel zur besseren Durchblutung der Ohrmuschel. Undenkbar heute! Denn inzwischen dürfen nur noch besonders schöne Ohren heiße Ohren heißen - umgangssprachlich. Besagter Beagle hat in diesem Sinne wirklich heiße Ohren: ganz heiße! 
Schade nur, daß sie so selten funktionieren.
 
© Detlef Färber